Männer und ihre Angst vom Kuschel-Club
Männer in Smallgroups – Gemeinsame Hindernisse
…und was du als Smallgroupleiter dagegen unternehmen kannst
Es ist kein Geheimnis, dass unsere Männer nicht gerade Schlange stehen, wenn es darum geht einer Smallgroup beizutreten. Ihr Gründe, sich davor zu sträuben, sind meist komplex, aber oft praktischer Natur, und manchmal ein wenig paranoid. Nicht etwa, dass sie in keiner Gruppe sein wollten, denn eigentlich wollen sie alle ein Teil davon sein, aber eben nur so lange, bis sie herausfinden, dass sie in eine Gruppe gehen müssen.
Du kannst jeden Mann fragen, ob er gerne in einer verschworenen Bruderschaft wäre, die zusammen Pferde stehlen geht. Die Antwort lautet in den meisten Fällen ja. Ein Mann möchte akzeptiert und bewundert werden. Er möchte umstellt sein von jenen, die mit ihm durchs Leben gehen. Er braucht Akzeptanz, wenn Fehler sichtbar werden. Bewunderung, für jede individuelle Stärke. Schutz, damit einem niemand in den Rücken fällt.
Teamsportarten sind ein gutes Beispiel. Männer die zusammen gespielt, gewonnen und verloren haben, sprechen oft noch lange darüber, wie sie diese Zeit zusammengeschweisst hat und dass sie in gewissen Lebensabschnitten davon getragen wurden. „Weisst du noch damals…“
Die eigentliche Idee von Gemeinschaft ist vielversprechend. Aber es ist Angst, die Männer daran hindert einzusteigen. Und Männer haben ganz unterschiedliche Ängste. Einige fürchten sich vor Blossstellung von Dingen, die sie gerne verbergen würden. Andere fürchten sich, die Opfer für eine solche Verbindlichkeit (Zeit, gegensätzliche Interessen) könnten zu gross sein. Und wieder für andere ist die ultimative Angst: Es könnte sinnlos sein. Ich könnte nichts daraus gewinnen.
Zwei Typen von Männern
Als ich (Dave Treat) beim Team des Men’s Ministry bei Willow Creek Community dazu gestossen bin, führte Tim VanDenBos eine Beobachtung durch, die sich als beste Lektion herausstelle, die ich je gelernt habe. „Das Men’s Ministry ist eine interessante Sache“, sagte er. „Du musst wissen, welche von den Jungs du mit Samthandschuhen anfasst und welche einen Tritt in den Hintern brauchen. In dieser Sache kannst du es dir nicht leisten einen Fehler zu machen.“
Einige Männer suchen verzweifelt nach Akzeptanz. Ihre Sicht von Gott wurde von Zurückweisung und Versagen verzerrt, und sie brauchen Männer die im Glauben standhaft sind und geistliche Unterstützung gewähren können.
Andere Männer benötigen eine Challenge um sich selber steigern zu können, um schlussendlich auch selber die Verantwortung für ihr geistliches Wachstum zu übernehmen.
Ich (Dave) habe damals einen Arsch-Tritt gebraucht. Ich wurde bei einem pensionierten Missionar im Coaching, der eine Hand voll Leute ausgewählt hatte, in die er sich investieren wollte. Er übertrug mir einige Aufgaben, bei denen ich scheiterte. Als ich ihm das sagte, schloss er sein Buch an dem wir gerade arbeiteten, knallte die Bibel zu und legte den Stift weg. Seine Stimme senkte sich und er sagte: „Du vergeudest meine Zeit. Wenn du keine Lust hast, gibt es genügend andere Jungs, die deinen Platz gerne einnehmen wollen.“ Ein mildes Wort hätte eigentlich gereicht, aber er legte bei mir immer einen Akzent zu.
Eine andere Möglichkeit, diese zwei Typen von Männer zu klassifizieren, liegt an ihren Einwänden, die sie gegen eine Smallgroup-Einladung aufbringen. Wir nenne sie Angst vor Blossstellung und Angst vor dem Sinnlosen.
Angst vor Blossstellung
Als ich das erste Mal eine Einladung von einer Männer Smallgroup annahm, konnte ich mir nicht vorstellen was mich erwarten wird. Männer die in einer Runde sitzen und über ihre persönlichen Kram redeten? Nicht für mich! Ich denke die meisten Männer würden lieber gefoltert werden, als sich in einem Kreis wiederzufinden, wo man über Gefühle spricht. Was mich schlussendlich überzeugt hat hinzugehen, war die Haltung der bereits involvierten Männer. Gegenseitig bekennt man, dass man in dieser Sache gemeinsam drin steht, indem man über wechselseitige Herausforderungen spricht, sowie über geistliche Siege und Verluste. Es wird möglich, einander zu helfen, Männer nach dem Herzen von Gott zu werden.
Männer wollen wissen: „Worum werdet ihr mich bitten? Muss ich mich für mein Verhalten schämen? Werde ich in die Mangel genommen wegen mangelnden Bibelkenntnissen? Muss ich laut beten? Was werde ich gefragt von mir preiszugeben? Werde ich nach meiner schlimmsten Sünde gefragt?
Das beste Vorgehen um diese Ängste zu überwinden ist das persönliche Testimony von einem geistlich gestandenen Mann. Ich (Dave) habe sowohl Videos, als auch Live Testimonies von Männer gesehen, die in ihrer lokalen Kirche sehr bekannt waren und respektiert wurden. Sie teilten ihre damaligen Ängste mit, die sie bei Beitritt einer Smallgroup hatten, um dann in der Realität anzukommen und festzustellen, dass sie ihre Gruppe für nichts und niemanden mehr verlassen wollen. Die Reaktion darauf ist meist sehr pragmatisch: „Der sieht aus wie ein ganz normaler Typ. Wenn es bei ihm funktioniert hat, kann es auch bei mir hinhauen.“
Vor ein paar Jahren leitete ich (Dave) in Seattle eine Weiterbildung für Smallgroupleiter. Der Organisator hatte über den ganzen Tag verteilt, einige Testimonies eingeplant. Ein Geschäftsmann berichtete mit seiner Frau über die tödliche Krankheit ihres Teenagers. Obwohl sich einiges in ihm zur Wehr setzte, und sein Sohn immer kränker wurde, begann seine Teilnahme in seiner Smallgroup immer entscheidender zu werden. Er verbrachte Tage und Nächte im Krankenhaus, an der Seite seines Sohnes. Seine geschäftlichen Angelegenheiten konnten warten. Alle weiteren Verpflichtungen waren sekundär. Er verliess seinen Sohn nur, um einmal in der Woche bei seiner Smallgroup zu sein, die dieses dunkle Tal mit ihm zusammen durchlief. Alles was ich an diesem Tag weitergab, kam nicht an dieses Testimony, was die Smallgroup diesem Mann bedeutete, heran. Er wurde von Männer akzeptiert und unterstützt, die er selber zutiefst respektierte.
Solche Geschichten machen einen Unterschied.
Angst vor dem Sinnlosen
Es gibt noch eine andere Angst, die gewissen Männern geläufig sein wird: Die Angst davor, dass du ihre Zeit mit unbedeutenden Dingen noch mehr strapazierst. Viele Männer sind sowieso schon ziemlich busy (auch wenn das alles sehr sinnvolle Tätigkeiten sind) und wollen sich nicht noch für etwas Neues bereit erklären, um schlussendlich festzustellen, dass es die Mühe nicht wert war. Aber du musst sie davon überzeugen, dass sich eine solche Gemeinschaft lohnen wird, und dafür brauchst du die richtigen Argumente.
Grössere Barrieren (Kriterien) zu errichten, werden kein grösserer Anreiz sein, um jemanden anzuwerben. Längst nicht jeder Mann überlebt ein Grenadier-Training, und nicht jeder hat einen Hochschulabschluss vorzuweisen oder spielt in der NHL.
Diejenigen aber die so sind, werden mit einem Pflichtgefühl für die Gemeinschaft ausgestattet, das nur jene haben die dafür auch bereit waren, ein Opfer zu bringen. Diese Männer erwarten von dir, dass du die Messlatte nicht tiefer legst, sondern immer wieder ein Stück anhebst. Bequemlichkeit und Komfort sind ihnen nicht von grosser Bedeutung.
In den frühen Jahren der Granger Community Church, traf ich (Dave) den Pastor Mark Beeson, der die Gruppe ‚Männer Josuas’ leitete. Männer, die sich dem Wachstum ihrer Leiterschaft und Jüngerschaft verschrieben haben. Sie trafen sich jede Woche für zwei Stunden, am Sonntag Abend von 23 Uhr, bis am Montag Morgen um 1 Uhr. Entweder wolltest du dabei sein oder nicht, denn es hätte nicht die Option gegeben, dass du dafür einfach keine Zeit gehabt hättest, weil man um diese Zeit sowieso nichts los hatte. Es war eine Ehre wenn man eingeladen wurde.
Eine der Männer Smallgroups schrieb tatsächlich in ihr Smallgroup Abkommen: ‚Keine Hausaufgaben’. Aber das sind nicht die Männer, von denen hier die Rede ist. Kapitel für Kapitel, Verse zum Verinnerlichen, und Stunden in denen man sich in etwas reingehängt hatte. Das überzeugt gewisse Männer davon, dass es sich lohnt, ein Teil einer Männer Smallgroup zu sein, die es sich zum Ziel gesetzt hat, wirklich vorwärts zu kommen.
Zusammenhalten – Schulter an Schulter
Hast du folgende Aussage schon mal gehört? ‚Frauen halten zusammen, von Angesicht zu Angesicht. Männer halten zusammen, Schulter an Schulter’. Das ist wahr. Eine der besten Wege, den Wiederstand eines Mannes gegenüber einer Gruppe zu überwinden, ist es, dass er mit den anderen Männern etwas tun kann. Männer lernen einander zu vertrauen, wenn sie zusammen dienen. Ob es nun das Aufstellen einer Hütte ist, Versorgung der Armen, oder das Errichten einer Kirche in Haiti, Werkzeuge und tropfender Schweiss sind die Eintrittskarte für eine verbindliche Gemeinschaft.
Während den verheerenden Tornados, die in Alabama (USA) gewütet haben, organisierten viele Kirchen ihre Teams, die dabei halfen Geröll wegzuräumen, umgestürzte Bäume zu zersägen, Hilfsgüter herbeizuschaffen und zu kochen. Ein Mann, der sich während Jahren davor drückte, Teil einer Smallgroup zu sein, entschied sich ebenfalls zu helfen. Seine Zeit, Schulter an Schulter mit den anderen Männern gefiel ihm überraschend gut, und nun hat er entschieden, dass eine Männer Smallgroup wohl doch das Richtige für ihn ist.
Autor: Dave Treat 2011 (www.smallgroups.com)
Frei übersetzt: Thom Bäder (ICF Bern) 2015